In einem Kommentar zu unserem Blog-Artikel zur finanziellen Förderung des Bohmter Hafenprojekts wurden wir darauf hingewiesen, dass wir da etwas durcheinander gebracht hätten, es ginge bei der Förderung um einen Getreidehafen, der dort immerhin schon seit Jahrzehnten stehe, nicht um den Containerhafen.
Es ist zwar richtig, dass das Bohmter Hafenprojekt inzwischen aus zwei Teilen besteht: einem Container- und einem Massenguthafen, ursprünglich war das jedoch nicht so. Die Aufteilung ist eine Folge der Weigerung der ehemaligen Betreiberin des Getreidehafens, der Fa. „Kanalumschlag J. Zerhusen GmbH“, ihre Flächen für das Projekt zur Verfügung zu stellen.
Da sie damit den Standort blockierte, der in einer aufwändigen „Machbarkeitsstudie“ der Stadtwerke Osnabrück AG gefunden worden war, suchte die HWL-GmbH eine Möglichkeit, sich direkt daneben anzusiedeln und fand sie in dem Kunstgriff, ihren Hafen „Containerhafen“ zu nennen. Außerdem untersagte die Gemeinde Bohmte in einem kommunalen „Hafenentwicklungskonzept“ der Fa. Zerhusen, dort Container umzuschlagen, obwohl dieser im Besitz einer Lizenz der Wasser- und Schifffahrtsbehörden (WSV) zum Umschlag von Seecontainern war. (Das kommunale Hafenkonzept ist leider nichtöffentlich und wird uns trotz mehrfacher Nachfrage nicht ausgehändigt. Wir bezweifeln, dass es überhaupt existiert und vermuten eine lediglich vorgeschobene Argumentation.)
Damit hatte sie den Weg für die HWL-GmbH freigemacht, direkt neben dem Zerhusen-Massenguthafen einen „Containerhafen“ zu errichten. Hätte die HWL-GmbH einen weiteren Massenguthafen geplant, hätte die WSV das nicht genehmigen dürfen.
Da die Fa. Zerhusen dann allerdings erfolgreich gegen die Subventionierung der HWL-GmbH geklagt hatte und das Containergeschäft selber machen wollte, schien die Strategie zu scheitern.
Woraufhin die Fa. Zerhusen mit Zuckerbrot und Peitsche von ihrem Hafen verdrängt wurde und sich die HWL-GmbH etwas überraschend im Besitz zweier direkt nebeneinander liegender Häfen wiederfand.
Eigentlich war damit der Containerhafen überflüssig geworden, denn er war sowieso nur als Einfallstor geplant gewesen, um an dem Standort einen Fuß in die Tür zu kriegen. Dieser Standort war 2008 in der "Machbarkeitsstudie“ ausgewählt worden. Da diese Machbarkeitsstudie aber eine enorme Vergrößerung des Hafens vorsah (17 Liegeplätze, ca. 200 Hektar Fläche), wollte man den Containerhafen-Standort nicht wieder aufgeben, nur um ihn später dann doch wieder als Hafen überplanen zu müssen. Was man hat, das hat man. Außerdem wird er von uns, der IG Oelinger Hafen, beim OLG Lüneburg beklagt. Da kann man ja abwarten, was die Klage bringt, und falls es nötig wird, immer noch auf den Containerhafen verzichten. Man hat ja den ehemaligen Zerhusen-Massenguthafen, an dem man jetzt erst einmal weiterarbeiten kann.
Diese Arbeiten sind allerdings so umfangreich, dass die Gemeinde Bohmte dafür extra einen neuen Bebauungsplan aufgestellt hat, den B-Plan Nr. 109. Außerdem nennt sie diesen Hafen „Futtermittel- und Schüttguthafen“ und knüpft damit an die unselige Tradition an, irreführende Namen für das Hafenprojekt zu erfinden.
Denn, wenn es tatsächlich um Agrarhandel ginge, warum wurde von der HWL-GmbH dann ausgerechnet der Agrarhafen der Fa. Zerhusen aufgekauft – und dann stillgelegt? Warum hat die HWL-GmbH danach in einer Umfrage vom August 2016, als sie mögliche Nutzer für diesen aufgekauften Agrarhafen suchte, nicht nach Agrarprodukten gefragt, sondern sämtliche Nutzungsmöglichkeiten offen gehalten, also auch einen Verlust des Agrarhandels an dem Standort in Kauf genommen? Warum wurde weder die Lizenz zum Futtermittelumschlag der Fa. Zerhusen noch deren Kundenstamm übernommen, also keinerlei Interesse an der Fortführung des Geschäfts gezeigt? Und wenn der regionale Agrarhandel angeblich so wichtig ist, dass daraus sogar die Notwendigkeit für ein wirtschaftliches Engagement der Öffentlichen Hand abgeleitet wird, warum bezieht sich die HWL-GmbH dann bei der Standortsuche ihres Hafens auf eine Machbarkeitsstudie der Stadtwerke Osnabrück AG (2008), in der eine Sicherung oder gar Förderung des Agrarhandels mit keinem einzigen Wort erwähnt wird, und legt dann aufgrund dieser Studie ausgerechnet den zentralen Agrarhafen der Region still?
Seit über zwei Jahren liegt der ehemalige Zerhusen-Hafen nun brach und wird voraussichtlich noch einige weitere Jahre still stehen. Während dieser Jahre hat der Agrarhandel nicht erkennbar gelitten, die übrigen Kapazitäten der Region konnten das offenkundig problemlos ausgleichen. Auch haben sich weder die HWL-GmbH noch die Gemeinde Bohmte um einen Ersatzhafen oder andere Ausgleichsmaßnahmen bemüht. Die Notwendigkeit dieses Agrarhafens scheint also nicht ganz so dringend zu sein, wie Kommune und HWL-GmbH behaupten.
Uns erscheint die plötzliche Sorge um den Bohmter Agrarhandel ein wenig übereifrig. Es entsteht der Eindruck, dass das Thema jetzt auffallend stark in den Vordergrund gestellt wird, nachdem es den Beteiligten anfangs offenkundig vollkommen gleichgültig gewesen war. Wir befürchten, dass das eine Ablenkungsstrategie ist, um Proteste gegen die geplanten umfangreichen Umbaumaßnahmen des Hafens im Keim zu ersticken.
Denn: „Ein Getreidehafen steht da seit Jahrzehnten…“, also, warum regt Ihr Euch auf?
Zusammengefasst: Wenn HWL-GmbH und Gemeinde Bohmte ernsthaft den Agrarhandel vor Ort fördern wollten, warum legen sie dann den Agrarhafen vor Ort still?
Das Gerede vom Agrarhafen klingt schon sehr arg nach Beschwichtigung, vor allem, weil die Hafenbefürworter den angeblichen Betreiber des Agrarhafens trotz Aufforderung nicht benennen können.
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