Der geplante Containerhafen als Teilzeit-Hafen?

Wir wollen hier der Frage nachgehen, ob ein Containerhafen, der nur von Schiffen angelaufen werden kann, die im Schnitt lediglich zu 1/3 gefüllt sind (die eine Hälfte der Schiffe kann halb, die andere nur zu einem Viertel beladen werden), trotzdem wirtschaftlich erfolgreich sein kann.

 

Wir halten das für ausgeschlossen. Nach umfangreichen Recherchen in öffentlich zugänglichen Materialien ist die Binnenschifffahrt dazu absolut nicht in der Lage (z.B.: Zentralkommission für die Rheinschifffahrt). Befragungen von Schiffsführern, Reedereien und in dem Bereich tätigen Personen bestätigen das. (Leider sind viele nicht bereit, zitiert zu werden, weil sie negative wirtschaftliche Folgen fürchten. Ausnahme.)

 

Eigentlich brauchen wir darüber auch gar nicht weiter nachzudenken. Bei der angespannten Lage der Binnenschifffahrt ist die Vorstellung vollkommen abstrus, einen Hafen nur mit halbvollen Schiffen bewirtschaften zu wollen. Oder noch schlimmer: nur zu einem Viertel beladen.

 

Die HWL macht aber genau dies und liefert nicht einmal den Versuch eines Gegenbeweises. Sie hat bislang lediglich Behauptungen aufgestellt, kann aber keine unabhängige Prüfung ihrer Prognosen vorweisen. Wir kennen lediglich die "Machbarkeitsstudie" der Stadtwerke Osnabrück, die einem großen Universalhafen in Bohmte zwar gute Chancen einräumt. Allerdings betrachtet die Studie keinen kleinen Containerhafen, so wie er hier und jetzt geplant wird, sondern einen großen Universalhafen. Außerdem halten wir die "Machbarkeitsstudie" für ein Gefälligkeitsgutachten, zumindest für stark angreifbar.

 

Angeblich soll es auch positive Stellungnahmen von Wasser- und Schifffahrtsämtern zur Containerhafenplanung geben, die wir nicht kennen. Wir wenden aber ein, dass diese Behörden ein direktes Interesse an der Ausweitung ihres Geschäftsbereichs haben und deren Gutachten daher nicht wertfrei sind, wie das unten erwähnte Gerichtsverfahren zeigt, in dem die Förderungspraxis der Behörde als unrechtmäßig verurteilt wurde.

In den allgemein zugänglichen Dokumenten der Wasser- und Schifffahrtsämter findet sich jedenfalls kein Hinweis auf eine positive Containerumschlagentwicklung auf dem westlichen Kanalnetz. Eher im Gegenteil:

"Gleichwohl sind die vielen niedrigen Brücken der Grund dafür, dass sich im Kanalgebiet bis auf weiteres keine wirtschaftlich tragfähigen Containerverkehre, die mindestens zweilagig sein müssten, entwickeln
können." (Quelle, S.18)

 

In einem Interview am 3. juni 2015 berichten die beiden HWL-Geschäftsführer Klaus Goedejohann und Siegfried Averhage, dass ihr Hafenkonzept "sinnvoll und zukunft[s]weisend" sei. Sie berufen sich dabei unter anderm auf eine Förderzusage der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes: "Die Höhe der Förderung zeigt, dass unser Antrag eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage hat".

 

Das Interview ist sehr aufschlussreich:

 

Denn ausgerechnet diese Hauptargumentation, die Förderung durch das Wasser- und Schiffahrtsamt, wurde 2014 erfolgreich angezweifelt und hatte vor Gericht keinen Bestand, weil die prognostizierten Umschlagszahlen nicht nachzuvollziehen sind. Was bereits deutlich vor diesem Interview bekannt war!

 

Außer dieser nichtstichhaltigen Argumentation mit nichterhaltenen Fördermitteln nehmen die Geschäftsführer in dem Interview eine Unternehmensbefragung in der Region in Anspruch und leiten daraus eine Wirtschaftlichkeit des Containerhafens ab.

 

Unabhängig davon, dass die HWL diese Befragung unter Verschluss hält und sie daher nicht überprüfbar ist, sind Unternehmerwünsche noch lange kein Garant für Wirtschaftlichkeit. Im Gegenteil! Der Wunsch der Unternehmen nach günstigen Transportmöglichkeiten steht dem Wunsch des neuen Hafens nach ertragreichen Tarifen gegenüber. Der neue Hafen würde also nur dann von Unternehmen genutzt, wenn er billiger ist als die Konkurrenz. Was er aber nicht sein kann, weil die Brückendurchfahrtshöhen eine auskömmliche Auslastung der Schiffe ausbremsen, und weil die Transportbranche sowieso schon seit Jahrzehnten bereits am unteren Limit der Erträge arbeitet.

 

Wir fragen uns:

Welche Vorteile bietet ein Containerhafen, der sich andauernd an seinen Standortnachteilen abarbeiten muss? Was wird das für ein mühsamer Überlebenskampf? Das kann doch nicht Ziel einer vernünftigen Planung sein, die zudem noch als "Wirtschaftsförderung" deklariert wird!

 

Wo ist denn da der Sinn?