Die Neue Osnabrücker Zeitung hat heute einen Bericht veröffentlicht, nach dem der Bramscher Betrieb Leiber GmbH den geplanten Containerhafen in Bohmte unterstütze, weil er in Zukunft Waren per Container über den Mittellandkanal transportieren (lassen) möchte.
Die Firma Leiber hat ihren Hauptsitz in Bramsche (Hafenstraße 24) und einen zweiten Standort in Engter (Heywinkelstr. 21). Mit sichtbarem Stolz präsentiert die Firma ihre Anlagen in Bramsche mit einem Luftbild (das wir hier lieber nicht zeigen, weil wir mit Bildern aus Firmenauftritten schlechte Erfahrungen gemacht haben).
Das Interessante daran: Die Firma liegt direkt am Mittellandkanal, an einem Hafen, sie hat anscheinend sogar eine eigene Anlegestelle.
Der Standort in Engter liegt ebenfalls nur wenige hundert Meter von einem Hafen entfernt, allerdings ohne eigene Anlegestelle: In Engter betreibt die Straßenbau-Firma Dallmann einen Hafen.
Wenn die Firma Leiber in Zukunft also stärker den Mittellandkanal nutzen möchte, hat sie dafür viele Möglichkeiten. Auf den geplanten Hafen in Bohmte zuzugreifen, ist davon eine der schlechtesten, er ist über 20 Km vom Firmenstandort entfernt. Warum sollte eine Firma, die über eine eigene Anlegestelle und einen Hafen nebenan verfügt, Waren von Bohmte aus verschiffen??
Das Ganze sieht doch sehr nach einer Lobbyismus-Aktion aus. Recherchiert man im Netz über die Firma Leiber entdeckt man viele Berichte im Zusammenhang mit dem Landkreis Osnabrück oder der Wirtschaftsförderung (WIGOS) des Landkreises. Der Leiter der WIGOS, Siegfried Averhage, ist gleichzeitig Mitgeschäftsführer der HWL-GmbH.
Der Lobbyismusverdacht erhärtet sich, wenn man bedenkt, dass durch den Zeitungsbericht unsere Kritik keinesfalls ausgeräumt wird. Wir stellen ja nicht die attraktiven Transportmöglichkeiten des Mittellandkanals infrage, wie der Artikel suggeriert, wir kritisieren, dass sie durch den geplanten Containerhafen nicht genutzt werden können, weil die Brückendurchfahrtshöhen dazu nicht ausreichen. Der allgemeine Hinweis auf „Fachleute“ bleibt nebulös und reicht bei Weitem nicht aus, unsere Bedenken zu zerstreuen. Und der Hinweis auf neue Schiffe, die küstennahe und Binnengewässer befahren können, löst das Brückenproblem auch nicht. Eher im Gegenteil, weil diese Schiffe größer dimensioniert sein müssen.
Das alles ist sehr ärgerlich. Da werden über 20 Millionen Euro ausgegeben, ohne fachliche Nachweise der Wirtschaftlichkeit und ohne sachliche Erwiderungen auf unsere gut begründete Kritik. Stattdessen gibt es unverbindliche Ankündigungen, nebulöse Fachleute und Verweise auf zukünftige Superschiffe. Aber nichts wirklich Handfestes!
Für kurze Zeit keimt Hoffnung durch die Ankündigung auf, in der nächsten Zeit die Debatte um den Hafen versachlichen zu wollen. Doch die Hoffnung trügt: Mit uns, den Kritikern des Projekts, will keiner reden. Die HWL will Gespräche nur mit geneigten Unternehmen führen.
Ergänzung 5.5.2019
Wir sind gebeten worden, den Standort des Containerhafens in Bezug zu den Standorten der Firma Leiber zu setzen. Die Entfernung vom geplanten Containerhafen in Bohmte zum Hauptsitz der Firma (Hafenstr. 24 in Bramsche) beträgt genau 19,5 km Luftlinie, 27 Kanalkilometer oder 22,5 Kilometer Autofahrt über die B218. Der Standort Heywinkelstr. 21 liegt 15,2 Km Luftlinie, 23 Kanalkilometer oder 19,5 Straßenkilometer von dem geplanten Standort in Bohmte entfernt.
Kommentar schreiben
Martin Becker (Dienstag, 02 Juli 2019 11:40)
In einem Telefongespräch mit der Geschäftsführung der Fa. Leiber hat sie bestätigt, dass der Eindruck, sie unterstütze die Containerhafenplanung in Bohmte, nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch sei. Sie verfüge über einen eigenen Hafen, über den der Versand abgewickelt würde, habe allerdings nicht genügend Stellplatz für Container und würde ggfs. auf den Hafen in Bohmte ausweichen, um leere Container dort zwischenzulagern.