Gemeinderat stimmt gegen weitere Hafenplanung
In seiner gestrigen Sitzung stimmte der Bohmter Gemeinderat einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen Bündnis90/ Die Grünen und Die Linke zu, die Planungen für einen Containerhafen auf dem Gebiet des B-Plans Nr. 99 zu beenden. Einen Containerhafen wird es in Bohmte daher (vorerst) NICHT geben. Stattdessen sollen Umschlagsmöglichkeiten für Container auf dem Gelände des ehemaligen und zurzeit stilliegenden Zerhusen-Hafens (B-Plan Nr. 109) entstehen, wo ein großer Agrarhafen geplant ist.
Es wird viele Gründe für diese Entscheidung gegeben haben, einer mag unser zäher Protest gewesen sein, vor allem aber der absurde Wahnwitz der Planung. Die eigens dafür gegründete kommunale Hafenentwicklungsgesellschaft (HWL-GmbH) hat mit grotesk überhöhten Zahlen gearbeitet, unhaltbare Prognosen vorgelegt, auf Gutachten oder Prüfungen verzichtet, Warnungen ignoriert und auf Vorwürfe mit fadenscheinigen „Stellungnahmen“ von Lobbyisten reagiert.
Letztlich hätte die ganze Aktion schon viel eher beendet werden können und müssen. Wenn man denn auf die Fakten geschaut und nicht auf vollmundige Versprechen gehört hätte.
Aber immerhin, der Rat der Gemeinde Bohmte hat sich als lernfähig erwiesen, was in der Kommunalpolitik, wo es gerne mal verhärtete Fronten gibt, ein großes Lob verdient.
Die Frage bleibt, was es mit den Agrarhafenplänen auf sich hat. Wir hatten bei der Containerhafenplanung den Verdacht geäußert, dass es sich dabei um ein Trojanisches Pferd handele, und dass es eigentlich nicht um Container, sondern um die Verlagerung des Osnabrücker Hafens gehe. Diese Bedenken bleiben bestehen, auch wenn das geplante Projekt nun Agrarhafen heißt. Denn auch hier ist das Vorgehen der HWL-GmbH – sagen wir mal – etwas seltsam. Einen Agrarhafen (Zerhusen) zu schließen, um dort ausgerechnet einen Agrarhafen installieren zu wollen, klingt nicht gerade logisch. Auch beruft sich die HWL-GmbH bei ihrer Standortsuche auf eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2008, in der der Agrarhandel mit keinem Wort erwähnt wird, und sie hat weder den Kundenstamm noch die Lizenzen der Fa. Zerhusen übernommen.
Wir können uns also noch nicht zurücklehnen und den Feierabend genießen, sondern werden die Agrarhafenpläne mit Skepsis begleiten müssen.
Aber erst einmal haben wir einen klaren Sieg errungen!
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Klumpe Albert (Montag, 15 Juni 2020 11:25)
wenn man etwas kritisiert, hinterfragt man in der Regel auch ob man den die jeweilige Situation auch wohl richtig einschätzt. Die Sinnhaftigkeit eines Containerhafens in Stirpe am Mittellandkanal ist aber auch ohne viel Fachwissen als wenig sinnvoll anzusehen. Man fragt sich allerdings was die eigentliche Triebfeder für diese peinlicheUnternehmung war.
T. E. L. (Montag, 15 Juni 2020 21:15)
Auch wenn die CDU jetzt zetert, es war eine vernünftige Entscheidung, die Planung zu beenden.
Die Behauptung, der Hafen sollte die Wirtschaft vorwärts bringen, ist an den Haaren herbeigezogen, denn wie soll ein Hafen die Wirtschaft fördern, wenn er gar nicht funktionieren kann? Die Brücken sind für Containertransporte einfach zu niedrig, das sollte Argument genug sein.
Man hätte die ganze Sache gar nicht erst anfangen sollen!