Eine dumme Frage

Seit der Gerichtsverhandlung zwischen C.W. Zerhusen und der HWL ist öffentlich bekannt, was bislang unter Verschluss gehalten worden war: Die HWL-GmbH hat 5 Mio. € für die Zerhusen-Grundstücke ausgegeben.

Was nicht gerade wenig Geld ist.

Unabhängig davon, dass für diese ziemlich große Menge Geld eine ziemlich kleine Menge Grundfläche gekauft wurde, bleibt die Frage, warum die HWL überhaupt diese Flächen kaufte. Die Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten.

Hier ein paar Thesen:

 

1. Mit dem Kauf sollen Fördermittel eingeworben werden

Immerhin könnte es der HWL mit der Investition von 5 Mio. € gelingen, (vielleicht) 4,6 Mio. € Fördermittel einzuwerben, um die sie sich vor Gericht mit der Firma Zerhusen gestritten hatte. Bei der Auseinandersetzung ging es nicht um die Frage, ob überhaupt Fördermittel gezahlt werden, sondern darum, wer von den beiden Antragstellern die öffentlichen Mittel und in welcher Höhe bekommt. Da die Mittel an den Standort gebunden sind, wären sie also immer in die Region gegangen, egal, wer gewinnt.

Nach dem Kauf hat Zerhusen die Klage zurückgezogen, womit die Fördermittel theoretisch für die HWL frei geworden sind.

Also: Mit dem Einsatz von 5 Mio. € (plus Steuern und Gebühren?) wurden (evtl.) 4,6 Mio. € Fördermittel generiert.

Toll!

 

Man kann diese These mit ziemlicher Sicherheit wieder vergessen.

 

2. Mit dem Kauf soll Infrastruktur geschaffen werden

Ein Kauf schafft nie Infrastruktur. Kann gar nicht, denn sie muss ja schon da sein, damit sie gekauft werden kann. Mit einem Kauf wechseln Objekte ihre Besitzer. Wenn dieses Objekt Teil einer Infrastruktur ist, dann gehört dieser Teil nach dem Kauf einer anderen Person. Er ist aber nicht geschaffen worden.

Die These fällt also auch aus.

 

3. Mit dem Kauf soll die wirtschaftliche Entwicklung gefördert werden

Wenn man "Die Wirtschaft" als ein nervöses Wesen betrachtet, das permanent auf seine Umgebung reagiert, dann müsste der Einsatz von 5 Mio. € tatsächlich eine Reaktion hervorrufen können. Die Frage ist nur, wie diese Reaktion aussehen wird. Plus oder Minus?

 

Da ist jetzt viel Kaffeesatzleserei dabei, aber ganz grundsätzlich könnte man Zustimmung für die Aussage vermuten, dass, wenn die Summe sinnvoll angelegt ist, eher weitere Investitionen nachfolgen, als wenn sie unsinnig ist.

Eine Kaufsumme, die zehnfach überhöht ist, als "sinnvoll" zu bezeichnen, wird in wirtschaftlich denkenden Kreisen schwierig werden. Daher ist fraglich, ob es sich mit diesem Kauf um einen Impuls in die gewünschte Richtung handelt.

 

Selbst wenn nicht die Größenordnung betrachtet wird, sondern lediglich die Tatsache, dass überhaupt Initiative ergriffen wurde und gehandelt worden ist, muss festgestellt werden, dass mit diesem Kauf eine Einrichtung der öffentlichen Hand (die HWL ist eine 100%ige Tochter der öffentlichen Hand) einen freien Unternehmer ausgebremst hat.

 

Nun könnte man der Vorstellung folgen, dass dieser Unternehmer nicht so dynamisch ist wie die Öffentliche Hand und einer wirtschaftlichen Entwicklung an dieser Stelle im Wege stand. Dazu muss man aber wissen, dass sich beide Parteien um das gleiche Marktsegment (Containerumschlag) vor Gericht gestritten hatten und dem freien Unternehmer vor Gericht das anscheinend  bessere, sprich: realistischere Konzept attestiert worden war. 

 

Wenn also das Ziel gewesen ist, einen "verschlafenen" Unternehmer zur wirtschaftlichen Entwicklung anzuregen, war das auch ohne den Kauf seines Unternehmens bereits allein durch diese Auseinandersetzung gelungen. Denn immerhin hatte er ein offenkundig sinnvolles Konzept entwickelt, die Bereitschaft zu Investitionen gezeigt und diese Bereitschaft auch gegen die Konkurrenz (HWL) vor Gericht durchgefochten. Das kann man mit Fug und Recht als eindeutigen wirtschaftlichen Impuls bezeichnen.

 

Warum dann noch der Kauf?

 

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