1% Containerhafen

Am vorletzten Wochenende hatte die Neue Osnabrücker Zeitung bzw. das Wittlager Kreisblatt einen Bericht veröffentlicht, in dem die Firma Argelith aus Wehrendorf mit der Aussage zitiert wird, dass sie den geplanten Containerhafen in Bohmte sehr begrüße. Der Containerhafen sei für sie „maßgeschneidert“. Außerdem sei das Projekt „ein Paradebeispiel für Umweltschutz“, werde 50.000 bis 80.000 Standard­container (TEU) und mehr pro Jahr umschlagen und an die Erfolgsgeschichte des Hafens in Hengelo (300.000 TEU) anknüpfen.

Konkrete Zahlen wurden leider nicht genannt. Wir haben die Firma Argelith um eine Stellungnahme gebeten, allerdings keine weiteren Informationen bekommen. Doch eine einfache Rechnung zeigt die Größenordnungen auf:

Aus einem anderen Presseartikel vom 14.05.2013 geht hervor, dass die Firma 2012 mit 1,5 Millionen Quadratmeter Steinzeugfliesen 25 Mio. € Umsatz gemacht hat, ca. 50% davon gingen in den Export. Ein Quadratmeter Fliese wiegt zwischen 19 und 25 kg, Feinsteinzeug eher 25 kg. 1,5 Mio. Quadratmeter wiegen daher ca. 37.500 to. Ein TEU-Container hat eine Nutzlast von bis zu 28 to. Rechnet man durchschnittlich 25 to pro Container, ergibt das 1500 Container. Bei einem Exportanteil von 50% wären das 750 Container.

Laut Presseartikel vom Wochenende sollen 50.000 bis 80.000 im geplanten Containerhafen in Bohmte pro Jahr umgeschlagen werden. Der Argelith-Anteil wäre dann ziemlich genau 1%, wahrscheinlich aber deutlich weniger. Denn bei unserer Rechnung würde jede Fliese, die in den Export geht, per Schiffscontainer über Bohmte transportiert. Auch die in das benachbarte Ausland.

Da wir keine weiteren 100 Firmen mit einem ähnlichen Exportvolumen in der Region sehen, rechtfertigt der Wunsch der Firma Argelith den Bau eines Containerhafens nicht. Wir werten den Argelith-Presseartikel vom Wochenende daher als ebenso hilflosen Rechtfertigungsversuch, wie es schon der zum angeblichen Containerhafen-Engagement der Fa. Leiber aus Bramsche gewesen ist. (Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die NOZ ihre Artikel im Internet normalerweise hinter eine Bezahlschranke verbirgt. Diesen Artikel jedoch nicht, er ist frei öffentlich und ohne Einschränkungen für jedermann und –frau einsehbar.)

Unsere Einschätzung sehen wir u.a. auch dadurch unterstützt, dass die Firma Argelith ihren Wunsch nach Containerverschiffung relativ problemlos auch ohne einen neuen Hafen in Bohmte erfüllen könnte. Denn sie hätte die Möglichkeit, wirklich „maßgeschneidert“ direkt vor ihrer Haustüre in Wehrendorf umzuschlagen. Das Betriebsgelände samt Hafen der Firma Max Wagner in Wehrendorf stand lange Jahre zum Verkauf, bevor es von der Raiffeisen-Genossenschaft gekauft wurde, die den Hafen heute allerdings kaum oder gar nicht nutzt.

Zum Schluss noch ein Hinweis auf den Containerhafen in Hengelo, der in dem Argelith-Presseartikel als großes Vorbild angepriesen wird und angeblich mit zweilagigen Containertransporten sehr erfolgreich sein solle.

Der Vergleich ist falsch, auf dem Twentekanal in Hengelo sind dreilagige Transporte möglich. Am geplanten Standort in Bohmte ist aufgrund der Brückendurchfahrts­höhen aber in Richtung Osten nur ein zweilagiger Transport, in Richtung Westen sogar nur ein einlagiger Transport möglich. Was ein gewaltiger Unterschied zu Hengelo ist, denn die Zweilagigkeit von Containern stellt bei Binnenschiffstransporten die Wirtschaftlichkeits- bzw. Kostengrenze dar. Darunter geht es nicht, erst darüber wird es interessant. Voll ausgelastet wäre ein Binnenschiff mit 4 – 5 Containerlagen.

Das heißt, wenn ein Hafen gebaut wird, der nicht genutzt werden kann, ist auch das schönste Umweltschutzargument hinfällig. Das Bohmter Projekt ist daher eher ein „Paradebeispiel für Greenwashing“ als für Umweltschutz.


Ergänzung 3.8.2019

Zur besseren Anschauung hier eine Karte mit dem Standort der Fa. Argelith, dem Hafen Max Wagner in Wehrendorf (Luftlinie 1,3 km) und dem geplanten Standort in Bohmte (5,2 km)

Hafenstandorte in der Nähe der Fa. Argelith in Wehrendorf (Quelle: Google maps)
Hafenstandorte in der Nähe der Fa. Argelith in Wehrendorf (Quelle: Google maps)

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