Das „Verkehrspolitische Leitbild 2022“ der IHK
Der Fachausschuss Verkehr der Industrie- und Handelskammer Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim hat ein „verkehrspolitisches Leitbild 2022“ für die Region herausgegeben. 1
Im Gegensatz zu früheren Darstellungen, bewertet die IHK das Bohmter Hafenprojekt darin deutlich weniger, eigentlich überhaupt nicht mehr attraktiv:
„Zur Erhöhung des Anteils der Binnenschifffahrt am Güterverkehr sind hohe Investitionen in die Infrastruktur wie Kanäle, Schleusen und Brückenbauwerke erforderlich. Das westdeutsche Kanalnetz ist nicht durchgängig mit dem Großmotorgüterschiff als aktuellem Binnenschiffsstandard befahrbar. Auch lassen viele Brücken einen zweilagigen und damit wirtschaftlichen Containertransport mit dem Binnenschiff nicht zu.“
Damit erkennt die IHK unsere Position an, dass Containerverkehre auf den westdeutschen Kanälen aufgrund der niedrigen Brücken nicht wirtschaftlich sind. Die Hafen-Wittlager-Land GmbH behauptet das Gegenteil und rechnet einlagige Verkehre zwischen Bohmte und den ZARA-Häfen in ihre Prognosen ein. Dazu hatte sie externe „Stellungnahmen“ beigebracht, die wir als einseitiges und faktisch falsches Lobbying entlarven konnten.
Allerdings zögert die IHK, daraus die Konsequenz zu ziehen und sich von dem Bohmter Hafenprojekt zu distanzieren. Sie erkennt zwar an, dass der Hafen aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn macht, hält ihn aber u.a. für "Projektladungen", also als Ausweichhafen für Sonstiges geeignet.
Doch ist es nicht nur unlogisch, zuerst einen Hafen zu bauen, um danach die Bedingungen zu schaffen, damit er auch arbeiten kann. Die finanziellen Mittel, die zum Hafenbau aufgewendet wurden, fehlen auch beim geforderten Ausbau der Wasserstraßen. Wobei gerade dieser Ausbau Aufgabe der Öffentlichen Hand ist, nicht der Bau eines einzelnen Hafens.
Eine genau Untersuchung des Verkehrspolitischen Konzepts der IHK finden Sie ebenfalls unten.
Das verkehrspolitische Leitbild 2022 der IHK kann unter der IHK-Internetseite https://www.ihk.de eingesehen werden. Allerdings ist die Seite wegen eines Hackerangriffs zurzeit nicht erreichbar. Wir stellen das Dokument daher unten zur Verfügung.
Kommentar schreiben
Apparat (Freitag, 12 August 2022 11:16)
Die IHK ist von den Speditionen gekapert worden, die ihr Geschäft schützen wollen.
Doch die Zeiten ändern sich. Globalisierung war gestern, als Transporte nichts kosteten. Heute sind sie teuer, wenn sie aus politischen Gründen überhaupt stattfinden.
Die IHK-Mitglieder sollten sich dagegen wehren und die Dinosaurier mit ihrer alten Denke rausschmeißen. Deren Zeit ist sowieso bald vorbei.
NN (Montag, 15 August 2022 11:49)
...die Absurditäten des politischen Alltags. Und falls die Ideen ausgehen: Wenn der Hafenbau dann irgendwann Mal fertig ist, könnte er am Ende ja ein LKW-Stellplatzknotenpunkt mit malerisch grüner Aussicht auf den Mittellandkanal werden. LKW-Stellplätze sind ja laut IHK-Verkehrskonzept Mangelware an Bundesstraßen. Und damit erschließt sich dann ggf. auch noch von ganz allein das Potential für weitere Gewerbezweige auf dem Gelände.
Aber Mal im Ernst: Es wäre doch wünschenswert, dass solche Positionen ernst genommen würden - zumindest um die Bedingungen des offenbar unumkehrbar geplanten Hafens so zu gestalten, dass insbesondere die Bürger und die Verkehrsinfrastruktur das überhaupt aushalten können. Alles andere wäre fahrlässig...
Willy (Mittwoch, 17 August 2022 16:57)
wenn sogar die ihk schreibt das der hafen keinen sinn macht warum wird er dann gebaut?