Hafen in Osnabrück wird Kreativzentrum

In Bohmte soll der Hafenstandort "entwickelt" werden, in Osnabrück auch. In Bohmte als gewerblicher Industriehafen, in Osnabrück als "Kreativzentrum".

Aufgrund der Schleusenproblematik ist der Osnabrücker Hafen mit modernen Güterschiffen nicht mehr erreichbar. Weil die Investitionen für die Modernisierung des Hafens zu hoch sind, wird er in Zukunft kein Hafen mehr sein, jedenfalls kein Industriehafen.

Wir hatten ja schon vermutet, dass der Standort des Osnabrücker Hafens - nur wenige Km von der Stadtmitte entfernt - das Interesse für "hochwertigere" Nutzungen weckt. Hochwertig vor allem im Sinne von hochpreisig.

(Jung-)Unternehmer aus Osnabrück und Umgebung haben nun die zwei noch übrig gebliebenen und unter Denkmalschutz stehenden Speicher gekauft und wollen darin Musik-, Geschäfts- und Büroräume einrichten.

Die neuen Eigentümer werben für ihr Projekt: "Die Speicher werden ab 2019 zur angesagten Adresse für all diejenigen, die kreativ arbeiten – und für alle, die sich aufgrund ihres Charmes im kreativen Umfeld ansiedeln möchten. Ein inspirierender Arbeits-Treffpunkt: mit Büros, kleinen-feinen Manufakturen und Agenturen. Reizvoll ist die Lage am Wasser."

Eigentlich eine schöne Idee, auch wenn die Präsentation des Projekts ziemlich arg viel Hipster-Alarm ausstrahlt. Osnabrück will also aufsteigen in die schöne neue Großstadt-Kreativ-Netz-Arbeitswelt.

Alles wird schön werden.

In Osnabrück.

Und in Bohmte?

Die Entwicklung des Bohmter Hafens (oder eigentlich besser: der Bohmter Häfen) für Massengut und Container und die geplante Ansiedlung von "hafenaffinem" Gewerbe habe mit dem Osnabrücker Hafen nichts zu tun, sagen die, die den Bohmter Hafen "entwickeln" wollen.

Was uns nicht einleuchten will.

Denn erstens gibt es die Machbarkeitsstudie 2008 der Stadtwerke Osnabrück AG, die über eine Tochterfirma den Osnabrücker Hafen betreibt, und in der Bohmte als Ersatzstandort für Osnabrück proklamiert wird.

Zweitens wurde die Formulierung ausgegeben "ein Hafen - zwei Standorte", nach der die beiden Häfen in Osnabrück und Bohmte nicht unabhängig sind, sondern zusammen kooperieren.

Und drittens hat die niedersächsische Landesregierung noch einmal bestätigt, dass der Osnabrücker Hafen nicht mehr gefördert wird, sattdessen soll der Bohmter Hafen ausgebaut werden.

Wir befinden uns also in der paradoxen Situation, dass Reden und Handeln der Beteiligten nicht zusammenpassen.

Beteuert wird, dass der Ausbau des Bohmter Hafens nichts mit dem Abbau des Osnabrücker Hafens zu tun habe, aber faktisch wird der Osnabrücker Hafen ein "Kreativzentrum" und gleichzeitig der Bohmter Hafen als Container- und Massenguthafen "entwickelt", wozu extra eine Hafenentwicklungsgesellschaft (Hafen-Wittlager-Land GmbH) gegründet wurde.

 

Es mag ja gute Gründe dafür geben, Industrie und Gewerbe aus der Innenstadt zu entfernen, und es gibt sicherlich schlechtere Lösung als ein Kreativzentrum, aber dann sollte man das auch offen und ehrlich kommunizieren, um denjenigen, die von dem anderen, dem nichtkreativen Ende dieses Umbaus betroffen sind, die Chance zu geben, ihre Sicht der Dinge in die Diskussion einzubringen und gemeinsame Lösungen zu finden.

Vor allem aber: Was in Osnabrück passt, passt nicht unbedingt in Bohmte. Beispielsweise das Eisenschrott-Problem. Die Transportwege sind anders, die Transportmittel (LKW statt Bahn), Bewohner müssen weichen und Strukturen/ Straßen vergrößert werden. Das alles ist zu diskutieren. Und nicht in Hinterzimmern zu beschließen!

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