Ziemlich beste Freunde?

Die Häfen in Bohmte und in Minden wollen keine Konkurrenten sein

Die Hafen-Wittlager-Land GmbH (HWL-GmbH) plant den Bau eines Containerhafens am Mittellandkanal in Bohmte. 52 Km entfernt hat der RegioPort in Minden seinen Betrieb im September 2019 aufgenommen. Auf ihrer Homepage freut sich die HWL-GmbH darüber, dass der RegioPort "... im Geschäftsjahr 2019 in Minden 183.338 TEU..." umgeschlagen habe. Sie stellt das als Zeichen für einen äußerst potenten Markt dar, der ausreichende Mengen für zwei Häfen zur Verfügung stellen könnte.

Der RegioPort in Minden soll also in den Monaten von September bis Dezember 2019 183.338 TEU umgeschlagen haben?

??

Nur so zur Erinnerung: laut Wasser- und Schifffahrtsverwaltung wurden im gesamten Jahr 2018 auf allen norddeutschen "abgabenpflichtigen Bundeswasserstraßen" zusammen 179.851 TEU transportiert. Wie kann dann ein einzelner Hafen in drei Monaten bereits eine größere Menge umgeschlagen haben?

Nur wenn man ganz genau hinsieht, bekommt man mit, dass es gar nicht die Zahlen des RegioPort Minden sind, sondern die Zahlen der Mindener-Hafen-GmbH, die alle Mindener Häfen betreibt. Einschließlich Bahnumschlag! Wir hatten bereits berichtet, dass die Planung des Containergeschäfts im RegioPort bis zum Jahr 2022 von negativen Zahlen ausgeht (205.607,- € - 161.298,- €). Ein Gewinn wäre daher ziemlich unwahrscheinlich, vor allem weil sich die Eröffnung um mehrere Jahre verschoben hatte.

Ohne Belege sind die Zahlen unglaubhaft, und es können keine Rückschlüsse auf den geplanten Containerhafen in Bohmte geschlossen werden, weil der ohne Bahnanschluss auskommen muss.

Aufschlussreich wären also die reinen Schiffsumschlagszahlen. Die werden aber nicht verraten.

Aufschlussreich ist hingegen die Darstellung der Verbindungen, die der RegioPort in Minden bedient:

Unter der etwas missverständlichen Überschrift "Binnenschifffahrt – Kombinierter Güterverkehr" werden verschiedene Seehäfen gezeigt, auch die im Westen, die nur einlagig erreichbar sind. Fahren von Minden aus also doch Containerschiffe nach Duisburg?

Leider nein.

Scrollt man auf der Seite weiter, wird klar, dass dort zwei Bereiche gezeigt werden:

1. Binnenschifffahrt allgemein,

2. Containerschifffahrt ("Transporte von Seecontainern").

Und in der zweiten Kategorie (Container) gibt es "2 Abfahrten wöchentlich nach Bremerhaven" und "3 Abfahrten wöchentlich nach Hamburg".

Das war's.

Auch der nagelneue RegioPort in Minden bietet also keine Containertransporte per Binnenschiff in Richtung Westhäfen an!

Das bestärkt unsere Ansicht, dass vom Standort Bohmte aus keine wirtschaftlichen Containerverkehre von und nach den Westhäfen erfolgen können. Der Ansicht war von der HWL-GmbH widersprochen worden, sie hält solche Transporte für "eingeschränkt, aber machbar". Wenn dem so wäre, warum werden sie dann nicht gemacht?

Der Hinweis der HWL-GmbH auf den RegioPort werten wir daher als erneuten Versuch, Fakten zu verdrehen und das Projekt in ein möglichst gutes Licht zu rücken.

Es ist ein ziemlich grelles Licht.


Nachtrag 13.3.

Nach den Kommentaren von "egal" (s.u.) haben wir uns die HWL-Webseite noch einmal angeschaut. "Egal" hat Recht. Wir wundern uns allerdings, dass wir das vor 3 Tagen so ganz anders gesehen haben. Entweder hatten wir uns tatsächlich geirrt, oder die Seite wurde geändert. Da wir keinen screenshot von der HWL-Seite gemacht haben, können wir das jetzt nicht mehr klären. Wir können uns aber für den Kommentar bedanken und für unseren Fehler um Entschuldigung bitten.

Die zweite Frage, ob der geplante Containerhafen auf Transporte in Richtung Westhäfen verzichten kann, können wir nicht beantworten, es klingt aber erst einmal nicht so gut. Denn dann würden sämtliche Schiffe am neuen Mindener Hafen vorbei fahren müssen. Bohmte läge am Ende einer Sackgasse, deren Eingang vom Mindener Hafen kontrolliert würde. Leider gibt es keine seriöse Berechnung darüber, wie sich diese Situation auswirkt. Die HWL hat lediglich eine Unternehmensbefragung in der Region durchgeführt, keine Wirtschaftlichkeitsberechnung des geplanten Hafens mit Berücksichtigung der Konkurrenzsituationen. Genau die fordern wir seit Beginn der Planung an ein.

Da die HWL keine Wirtschaftsanalyse vorgelegt hat, haben wir das Verkehrswissenschaftliche Institut der Uni Münster damit beauftragt. Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass sich das Projekt nicht lohnt. Die HWL hat mit einer "Stellungnahme" von Prof. Bode der Hochschule Osnabrück dagegen gehalten, die wir wiederum sehr gründlich analysiert haben. Demnach ist die "Stellungnahme" unredlich, unsachlich, manipulativ und tendeziös.

Der Ball ist also im Feld der HWL. Sie muss beweisen, dass der geplante Containerhafen funktionieren kann. Sie muss die sachliche Kritik daran sachlich widerlegen. Sie muss darlegen, warum die 20 Mio. Steuergelder tatsächlich sinnvoll angelegt sind.

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Kommentare: 3
  • #1

    egal (Dienstag, 10 März 2020 18:30)

    auf der HWL-GmbH Website steht folgendes:
    „Insgesamt haben wir im Geschäftsjahr 2019 in Minden 183.338 TEU umgeschlagen, das ist ein Wachstum von 10,06 %. Im RegioPort wurden in den ersten vier Monaten des Betriebs von September bis Dezember 2019 bereits 11.066 TEU umgeschlagen“ so Joachim Schmidt, Geschäftsführer der Mindener Hafen GmbH.

    die 183.338 sind also scheinbar ein Jahreswert. 11.066 scheint der Wert für die drei Monate zu sein...

  • #2

    Egal 2 (Dienstag, 10 März 2020 19:32)

    Die HWL verdreht keine Fakten ...
    Da steht klar, dass die 183.338 in gesamt Minden umgeschlagen wurden...es steht auch nirgends, dass es nur auf dem Schiff gewesen sein soll...

    Was wäre denn, wenn von Bohmte auch "nur" Bremerhaven und Hamburg angefahren werden?

    Wie soll ein Hafen in den ersten Jahren Gewinn machen, wenn die Ausgaben erstmal getilgt werden müssen?

  • #3

    Hallo (Freitag, 13 März 2020 11:55)

    @ egal
    es stimmt zwar dass die hwl nicht behauptet dass in minden alle warenumschlaege auf dem schiff stattgefunden haben - sie legt es aber nahe indem sie unter der ueberschrift des neuen mindener containerhafens berichtet. aufschlussreich fuer einen containerhafen ohne bahnanschluss waeren die zahlen nur wenn sie zwischen bahn und schiff getrennt wuerden. ist aber nicht gemacht worden. also fragt man sich was das soll?